Donnerstag, 4. Oktober 2012

Buchkritik: Dirk W. Mennewisch, Out of Office

Freiheitstrip mit Nachmachfaktor

Wie Dirk W. Mennewisch fast ein Jahr bis in die Karibik segelte und sich eine Auszeit nahm


Dirk W. Mennewisch aus der Nähe von Osnabrück
war erfolgreich in seinem Beruf als Unternehmensberater.
Doch ihn reizte 2009 eine Segeltour alleine auf einer
eigenen Yacht bis in die Karibik. Mennewisch realisierte
seinen Traum, auch dank eines verständnisvollen Chefs,
der den Arbeitsvertrag für ein Jahr ruhen ließ. Entstanden
ist ein Buch, das die Abenteuer des jungen, noch
unerfahrenen Einhandseglers dokumentiert. "Out of
Office" heißt der Titel, der bei Delius Klasing erschienen
ist. Mennewisch erzählt nicht nur anschaulich von seiner
Route und den Begegnungen, sondern gibt auch viel
von sich preis. Er ist bereits geschieden, ungeduldig,
mag keinen Kaffee und sparte sich beim Crinal Canal
die fünf Pfund für eine Nacht mit Stromversorgung.
Zuvor musste er 50 Pfund für die Öffnung und
Schließung von Schleusentoren bezahlen. Das Buch
ist auch eine Bildungsreise für den Leser. Der erfährt,
dass die Isle of Man wie Jersey und Guernsey der
britischen Königin von England gehören, aber nicht
Großbritannien. Sprache, Geld und Einwohner
nennen sich Manx. Der Hafenmeister zeigte sich
erfreut, das Dirk W. Mennewisch nicht den Union
Jack gehisst hatte. Auf Madeira genießt er die Natur,
auf Cran Canaria tauscht er Erfahrungen mit anderen
aus, bevor er dem Passat ab Teneriffa Richtung
Südwest und West nutzen wird. Am 15. Tag freut
sich der Segler über Naturschauspiele wie Wolken,
Wellen, Sonnenauf- und -untergänge. Ansonsten
ist er sehr aufgeregt, endlich in der Karibik anzukommen.
Ein wenig Heimweh kommt bei dem Deutschen zur
Adventszeit auf. Aber am Nikolaustag öffnet er einen
roten Sack im Cockpit mit einem Stoffnashorn,
Schokonikolaus und einem Teekessel. Per Satellitentelefon
ruft der Abenteurer seine Oma an. Und das mitten auf
dem Atlantik. Dann am 14. Dezember hat Mennewisch
die Karibik erreicht. Nach 23 Tagen, sechs Stunden, 55
Minuten und 2836 Seemeilen. Doch es gibt nur kaltes
Wasser zum Duschen, die zwei Dollar pro Benutzung
kosten. Dafür aber bestaunt er die Mirabella V, die
größte einmastige Segelyacht der Welt. Die Preise in
der Karibik sind gesalzen, nicht nur für Luxusyachten,
sondern auch für profane Dinge wie einen Burger, der
18 Dollar kostet. Wohlgemerkt: nur die Zutaten dazu
aus einem sogenannten Supermarkt. Mennewisch
läuft Antigua, Anguilla, Nassau auf den Bahamas
und Miami an. Mit fünf anderen Deutschen feiert er
auf einem Katamaran bei Truthhahn, Klößen und Rotkohl
den Heiligen Abend. Selbst das Bloggen ließ sich
der mutige Segler nicht nehmen. Ebensowenig wie
das Fotografieren. Im Buch sind einige Fotos von ihm
selber, von der Karibik, seiner kleinen Yacht "M" und
der Isle of Man zu finden. Zum Teil sind die Motive
fast zu schön, um wahr zu sein wie das türkisblaue
Meer oder die nahezu über den Köfpen der Menschen
schwebende Maschine der US Airways auf Sint Maarten.
Ein sehr amüsantes Buch, um geistig in die Ferne zu
schweifen und sich vom Autor inspirieren zu lassen.
(c) Corinna S. Heyn

Dirk W. Mennewisch,
Out of Office.
Freiheit unter Segeln.
Delius Klasing Verlag 2012.
Preis: 19,90 Euro

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